Am 21. August hat Ariane Widmer Pham, urbaniste cantonale des Kantons Genf, die Online-Veranstaltungsreihe der RZU mit einer persönlichen Bilanz von 10 Jahren Innenentwicklung gestartet. Die Genfer Kantonsplanerin kam in ihrem Vortrag mit Blick auf ihre Tätigkeit im wegweisenden Agglomerationsvorhaben Stratégie et développement de l’Ouest lausannois (SDOL) und seit 2019 im Kanton Genf zu einem positiven Gesamturteil, das sie in 10 Punkten auslotete.
In ihren Ausführungen stufte sie den im RPG 1 rechtlich verankerten Auftrag zur Entwicklung nach Innen als eigentlichen Paradigmenwechsel ein. Dieser schaffe einen grossen Hebel, um die Raumentwicklung nachhaltig zu gestalten. Die Entwicklung nach Innen lenke einen verstärkten Fokus auf den öffentlichen Raum und die Bestandesentwicklung in der «tabula scripta». Diese tritt an die Stelle der bislang dominanten «tabula rasa», also dem bisher dominanten Ersatzneubau. Eine zentrale Rolle in der erfolgreichen Umsetzung der Innenentwicklung komme der öffentlichen Hand zu. Sie werde zu einer Vorreiterin, die mit Leuchtturmprojekten wie den Plages des Eaux-Vives die Potentiale dieser Vorgabe deutlich macht. Gleichzeitig macht sich, so Widmer, wachsender Widerstand gegen diese oft auch unbequeme Auflage breit, die sich in einer wachsenden NIMBY-Mentalität und einer zunehmenden Einsprachenflut zeigt, die zu einer massiven Verlangsamung von Projekten führe. Um dies zu lösen, seien innovative Mitwirkungsverfahren unverzichtbar.
Im anschliessenden Gespräch mit Angelus Eisinger hat Ariane Widmer noch einmal einige dieser Punkte vertieft und dabei verstärkt auf die laufenden Arbeiten im Genfer Funktionalraum verwiesen. Die Vision von Grand Genève 2050 wird gemeinsam mit den französischen Agglomerationsstädten und Regionen erarbeitet. Sie zeigt die elementare Bedeutung der Landschaft auf, die sich in einem eigentlichen Perspektivwechsel der künftigen Agglomerationsentwicklung äussere. Diese Neuausrichtung schlägt sich auch in der übergeordneten Priorität der laufenden Testplanungen zu Grand Genève nieder: der «socle du vivant» – also die natürlichen Grundlagen –, wird zum Ausgangspunkt, an dem sich die Raumentwicklung der Zukunft auszurichten hat.
Der Mitschnitt des in Französisch gehaltenen Vortrags steht hier zur Verfügung.
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