Die Anpassung an den Klimawandel ist eine wesentliche Herausforderung für den Zürcher Grossraum. Die Folgen des Klimawandels sind bereits spürbar: Auf den bis heute wärmsten Hitzesommer im Jahr 2003, folgte eine lange Reihe sehr warmer Sommer in den Jahren 2015, 2017, 2018, 2019, 2022 und 2023 (siehe MeteoSchweiz). Diese können besonders in urbanen Zentren und Siedlungen zu ausgeprägten Hitzewellen führen. Weitere Herausforderungen für den urbanen Raum sind die lokal heftigen Gewitter, verbunden mit teilweise starken Niederschlägen, zum Teil auch Hagel und starken Windböen.
- Die dichte Siedlungsstruktur erschwert die Durchlüftung, die vergleichsweise wenigen Grünflächen und die vielen versiegelten Flächen speichern die Hitze. Dadurch sind die Temperaturen in städtischen Räumen insbesondere nachts höher als im Umland. Höhere Temperaturen vermindern die Lebensqualität der Wohnbevölkerung und führen insbesondere bei älteren Personen, Schwangeren und Kleinkindern zu einer erhöhten Sterblichkeitsrate.
- Die steigenden Temperaturen haben auch negative Effektive auf die Arbeitsbedingungen und die -produktivität in den zentralen Wirtschaftsräumen der Schweiz.
- Das Schadenspotenzial durch Hochwasser, Starkniederschläge oder andere Wetterereignisse ist in urbanen Räumen sehr gross, unter anderem aufgrund der Konzentration von kritischen Infrastrukturen etwa im Verkehrs- und Kommunikationsbereich.
Die RZU hat zusammen mit INFRAS eine Publikation und eine Datenbank für Gemeinden, Regionen und weitere Interessierte entwickelt. Sie verknüpfen die Themen Raumentwicklung und Klimaanpassung, und beinhalten zahlreiche konkrete Umsetzungs-Beispiele, sowie eine Übersicht von Themen und raumplanerischen Instrumenten.
Kernbotschaften zur klimaangepassten Innenentwicklung
Die Arbeiten am Thema «klimaangepasste Innenentwicklung» haben zu den folgenden sieben Kernbotschaften geführt:
Die klimaangepasste Innenentwicklung ist anforderungsreich. Es bestehen aber auch viele Synergien und Chancen. So können etwa Bäume, Grünräume oder revitalisierte Bäche zu einer Kühlung des Siedlungsraums beitragen und Starkniederschläge aufnehmen. Sie steigern aber auch die Lebensqualität, die Biodiversität und die ästhetisch-städtebaulichen Qualitäten im überbauten Raum. Wenn man beide Bereiche frühzeitig zusammendenkt, können Massnahmen häufig auch effizienter und kostengünstiger umgesetzt werden. Beispiele dafür sind in der Beispiel-Datenbank zu finden. Weiterlesen →
Im RZU-Gebiet findet die zukünftige Entwicklung nicht auf der grünen Wiese oder auf Industriearealen, sondern im bereits bebauten oder genutzten Gebiet statt. Der «Bestand» umfasst dabei öffentliche und private Bauten sowie Frei- und Grünräume. Deshalb wird es entscheidend sein, dass die privaten Eigentümer*innen für die Umsetzung der Klimaanpassung gewonnen werden können. In der Datenbank sind verschiedene Beispiele dazu zu finden. Weiterlesen →
Stadtbäume haben eine sehr grosse klimatische Wirkung: Sie kühlen das Stadtklima durch Beschattung und Verdunstung, sie nehmen Niederschlagswasser auf und sie können Starkwinde abschwächen. Sie reduzieren ausserdem den CO2-Gehalt in der Luft und tragen zu einer guten Luftqualität und zu qualitätsvollen Räumen im überbauten Gebiet bei. Stadtbäume sind ausserdem beliebt bei der Bevölkerung. Mit dem Schützen und Pflanzen von Bäumen ist deshalb bereits viel gewonnen. Weiterlesen →
In Zukunft soll Regenwasser nicht mehr möglichst schnell über die Kanalisation abgeleitet, sondern im Stadtkörper zurückgehalten werden. Damit steht mehr Wasser für die Bewässerung und die Kühlung während Hitzeperioden zur Verfügung. Starkniederschläge können wie in einem Schwamm zurückgehalten und später langsam und ohne Schäden abgeleitet werden. Darüber wird bereits seit längerem unter dem Begriff der «Schwammstadt» diskutiert. Weiterlesen →
Bäume, Grünflächen, entsiegelte Plätze und andere Massnahmen zur Klimaanpassung brauchen oberirdisch Flächen und Räume. Aber das genügt nicht, denn auch die Entwicklung im Untergrund ist wesentlich. So brauchen beispielsweise Bäume genügend Volumen für die Durchwurzelung und eine unversiegelte Bodenschicht muss genügend mächtig und nicht zu stark verdichtet sein, um Oberflächenwasser aufnehmen zu können. Weiterlesen →
Städte und Gemeinden haben bereits heute ein breites Spektrum an Handlungs- und Umsetzungsmöglichkeiten. Sie können die Klimaanpassung in ihre planerischen Instrumente aufnehmen, etwa in die Richtpläne oder in die Bau- und Zonenordnungen. Und sie können direkt aktiv werden, etwa indem sie öffentliche Räume grün und durchlässig gestalten und Stadtbäume erhalten. In der RZU-Datenbank zur klimaangepassten Innenentwicklung sind bereits viele Beispiele zu finden. Weiterlesen →
Eine klimaangepasste Innenentwicklung braucht das Engagement von allen: von Gemeindemitarbeitenden etwa aus den Bereichen Stadtplanung, Umwelt, Hochbau und Tiefbau, aber auch von Grundeigentümer*innen, von Fachplanenden und von Akteuren aus Wirtschaft und Zivilgesellschaft. Sie alle müssen für das Thema sensibilisiert werden. Weiterlesen →
Thematische Ansätze und raumplanerische Instrumente für eine klimaangepassten Innenentwicklung
Wesentliche thematische Ansätze zur Umsetzung einer klimaangepassten Innenentwicklung sind:
Im Hinblick auf die klimaangepasste Innenentwicklung sind besonders ältere Bäume wirksam: sie kühlen die Umgebung, nehmen Starkniederschläge auf und spenden Schatten. Der Erhalt und die zusätzliche Neupflanzung von «Stadtbäumen» gehören deshalb zu den wirksamsten, kostengünstigsten und auch populärsten Massnahmen im Bereich der Klimaanpassung. Weiterlesen →
Begrünte und durchlässige Oberflächen erhitzen sich weniger stark, unterstützen den Luft- und Feuchtigkeitsaustausch und nehmen im Gegensatz zu asphaltierten oder betonierten Flächen Wasser auf. Solche Massnahmen der öffentlichen Hand können auch als Vorbild und Inspirationsquelle für Privateigentümer*innen dienen. Weiterlesen →
Gewässer und Gewässerräume können zur Kühlung und Durchlüftung des Siedlungsraums sowie zur Gefahrenabwehr bei Starkniederschlag und Hochwasser beitragen und damit einen wesentlichen Beitrag zur klimaangepassten Innenentwicklung leisten. Weiterlesen →
Grünflächen, begrünte Dächer, Kavernen oder Pflanzmulden von Bäumen können Niederschlagswasser zurückhalten und positive Auswirkungen auf die Freiraumqualität haben. Das zurückgehaltene Wasser kann zudem für die Bewässerung von grüner Infrastruktur während Trockenzeiten genutzt werden. Weiterlesen →
Auch künstliche Wasseranlagen wie etwa Brunnen, Teiche oder Wasserspiele können das Stadtklima lokal positiv beeinflussen. Bei genügender Dimensionierung können Wasseranlagen sogar die Luftzirkulation anregen. Zudem ermöglichen sie eine direkte Abkühlung an heissen Tagen und erhöhen den Erholungswert von öffentlichen Anlagen. In jüngster Zeit werden Wasseranlagen wieder vermehrt als städtebaulich prägende Elemente eingesetzt. Weiterlesen →
In dicht besiedelten Gebieten ist der Luftaustausch mit Kaltluftgebieten von zentraler Bedeutung. Als Kaltluftentstehungsgebiete gelten Wälder, Wiesen, landwirtschaftliche Flächen, Gewässerräume oder auch grosse zusammenhängende Grünflächen, welche sich innerhalb des Siedlungsgebiets und am Siedlungsrand befinden. Frischluftkorridore wie breite Strassenzüge, Bahntrassen oder auch Gewässer sorgen dafür, dass die kalte Luft in die aufgeheizten Siedlungsgebiete hineingetragen und verteilt wird. Dies bewirkt vor allem nachts eine Abkühlung. Es gilt deshalb Kaltluftentstehungsgebiete zu schützen sowie natürliche und bauliche Barrieren quer zur Fliessrichtung zu verhindern. Weiterlesen →
Städte und Gemeinden können dem Hitzeinsel-Effekt entgegenwirken, indem sie die öffentlichen und privaten Frei- und Grünräume in einem stadtklimatischen «Entlastungssystem» vernetzen. Mancherorts werden auch öffentlich zugängliche Innenräume wie Schulhäuser oder Bibliotheken in ein solches System integriert. Weiterlesen →
Private Aussenräume haben einen wesentlichen Anteil an der Gesamtfläche im Siedlungsgebiet. Sie können einen wirksamen Beitrag zu einer klimaangepassten Innenentwicklung leisten. Dazu sollten sie jedoch soweit möglich begrünt und mit durchlässigen Oberflächen ausgestaltet sein. Hier können Städte und Gemeinden in erster Linie Überzeugungsarbeit leisten. Hilfreich ist dabei, wenn ein entsprechender «Auftrag» in einem planerischen Instrument verankert ist. Weiterlesen →
Begrünte Dächer oder Fassaden können einen wesentlichen Beitrag an eine klimaangepasste Innenentwicklung leisten. Sie vergrössern die Vegetationsfläche und tragen damit zum Erhalt und Förderung der Biodiversität im Siedlungsgebiet bei. Zudem verhindern begrünte Dächer und Fassen, dass die Hitze gespeichert und nachts an die Umgebung abgegeben wird. Bei sachgemässer Ausführung leisten sie zudem einen substantiellen Beitrag zum Schutz vor Starkniederschlägen. Weiterlesen →
Die Bepflanzung und insbesondere die Stadtbäume sind auf genügend Raum im Untergrund angewiesen, damit sie gedeihen können. Städte und Gemeinden sollten sich deshalb die Anforderungen einer klimaangepasste Innenentwicklung an den Untergrund kennen und frühzeitig einbeziehen. Weiterlesen →
Bestehende planerische Instrumente können vermehrt für die klimaangepasste Innenentwicklung genutzt werden. Bei folgenden Instrumenten finden sich Beispiele für die Verankerung der Klimaanpassung:
- Richtpläne von Kanton, Regionen und Gemeinden →
- Nutzungsplanungen / Bau- und Zonenordnungen →
- Sondernutzungsplanungen (u.a. Gestaltungspläne) →
- räumliche Konzepte und Leitbilder →
Unterstützende Ansätze bei der Umsetzung der klimaangepassten Innenentwicklung sind ausserdem:
Produkte zur klimaangepassten Innenentwicklung für den RZU-Mitgliederkreis
Alle Erkenntnisse zur klimaangepassten Innenentwicklung, welche die RZU zusammen mit Fachpersonen aus dem Mitgliederkreis erarbeitet hat, sind in folgenden Produkten zu finden:
Die Publikation und die Datenbank richten sich in erster Linie an die Politik und Verwaltung im RZU-Mitgliederkreis. Hinweise zu weitergehender Literatur betreffend Klimaanpassung sind im Literatur- und Linkverzeichnis zu finden.
Auf der Webseite des kantonalen Amts für Abfall, Wasser, Energie und Luft (AWEL) stehen weitere Beispiele zum Umgang mit Hitze im Siedlungsraum zur Verfügung.
Dank
Das Projekt Netzwerk Klimaanpassung und Innenentwicklung wurde im Rahmen des Pilotprogramms Anpassung an den Klimawandel durchgeführt, unterstützt durch das Bundesamt für Umwelt BAFU. Das Projekt wird auch unterstützt durch Grünstadt Zürich und durch das Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft des Kantons Zürich (AWEL). Die Resultate des Netzwerks entstanden in Zusammenarbeit mit INFRAS.
- Frank Argast, AfS, Stadt Zürich
- Christine Bächtiger, UGZ, Stadt Zürich
- Daniel Dahinden, Gemeinde Küsnacht
- Albert Gubler, Gemeinde Regensdorf
- Niels Holthausen, AWEL, Kanton Zürich
- Barbara Holzer, GSZ, Stadt Zürich
- Reto Lorenzi, Gemeinde Dübendorf
- Sarah Marthaler, Gemeinde Meilen
- Barbara Meyer, Gemeinde Schlieren
- Rita Newnam, Gemeinde Wädenswil
- Thomas Stoiber, AWEL, Kanton Zürich
- Thomas Vonrufs, Gemeinde Adliswil
- Christian Werlen, ARE, Kanton Zürich
- Martina Zoller, Bundesamt für Umwelt BAFU