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15. Juni 2023 | Mobilität

Erkenntnisse aus der Diskussion im RZU-Vorstand zum automatisierten Fahren: die kollektive Nutzung muss im Vordergrund stehen, die Planung sollte eine Haltung entwickeln und ab 2025 können die ersten Fahrzeuge regulär fahren

­­­Im Mai haben die RZU und ihre Projektpartner das vom ASTRA mitfinanzierte Impulsprojekt Räumlich-differenzierte Auswirkungen des automatisierten Fahrens abgeschlossen. Der technische Schlussbericht kann hier heruntergeladen werden.

An der Plattform Raumentwicklung vom 11. Mai 2023 präsentierten Eva-Maria Kopf (RZU) und Mathias Mitteregger (Austriatech) dem RZU-Vorstand ausgewählte Erkenntnisse aus dem Forschungsprojekt. Ergänzend dazu stellte Sigrid Pirkelbauer (Bereichsleiterin Verkehrs- und Innovationsmanagement, ASTRA) die Aktivitäten des Bundes zum automatisierten Fahren vor und fokussierte dabei unter anderem auf die aktuellen und zukünftigen gesetzlichen Rahmenbedingungen in der Schweiz.

Im Anschluss diskutierte der Vorstand intensiv über die präsentierten Erkenntnisse. Aus den Projekt­resultaten und der Diskussion an der Plattform können folgende Punkte festgehalten werden:

  • Automatisierte Fahrzeuge sollten grundsätzlich kollektiv genutzt werden und dabei gezielt den öffentlichen Verkehr ergänzen. Eine individuelle Nutzung automatisierter Fahrzeuge würde das Verkehrssystem überlasten, unter anderem wenn vermehrt leere Fahrzeuge ohne Passagiere zirkulieren. Diese Grundannahme aus dem Impulsprojekt wird durch die Ergebnisse anderer Forschungsprojekte und die Einschätzung von Fachleuten gestützt.
  • Es braucht eine vertiefte Beschäftigung von Politik und Planung mit Angeboten zur kollektiven Nutzung von automatisierten Fahrzeugen, die den ÖV sinnvoll ergänzen können – zum Beispiel um ohne Auto einkaufen oder frühmorgens zum Arbeitsplatz gelangen zu können.
  • Die Planung sollte sich frühzeitig mit den möglichen räumlichen Folgen des automatisierten Fah­rens auseinandersetzen. Denn gemäss den Analyseresultaten werden eher periphere Lagen in den Handlungsräumen «Stadtlandschaft» und «urbane Wohnlandschaft» des kantonalen Raum­ordnungskonzeptes von einem zusätzlichen kollektiven automatisierten Angebot profitieren. Jedoch sind auch Erreichbarkeitsverbesserungen ausserhalb dieser beiden Handlungsräume zu erwarten. Insbesondere eine Nutzung der Autobahnen könnte zu grossen Erreichbarkeits­verbesserun­gen im Agglomerationsgürtel um die Stadt Zürich führen.
  • Die Projektresultate zeigen, dass die Ausweisung von sogenannten «Betriebsgebieten» ein ziel­führender Ansatz zur Entwicklung und Umsetzung von automatisierten Angeboten ist. Damit wird vorgegeben, wo und unter welchen Bedingungen solche Angebote eingeführt werden können. Im Bericht werden Ansätze aufgezeigt, wie geeignete Betriebsgebiete bestimmt werden können und ein entsprechender Planungsprozess vorgeschlagen. Zur Abschätzung von sozialen, ökologischen und ökonomischen Wirkungen wird ein Real­experiment empfohlen, mit dessen Erkenntnissen Betriebsgebiete, Planungsprozesse und die Regulierung angepasst werden können.
  • Die Planung muss sich bewusst sein: Es geht schnell. Die nationalen gesetzlichen Rahmen­bedingungen ermöglichen automatisiertes Fahren prinzipiell bereits ab 2025. Zudem kann der Bundesrat Anpassungen über den Verordnungsweg vornehmen, was zu einer dynami­scheren Entwicklung des regulativen Rahmens führen könnte. Deshalb ist es nötig, dass sich die Planung zeitnah mit den Möglichkeiten und Folgen des automatisierten Fahrens und mit nötigen Anforde­rungen von Seiten der öffentlichen Hand auseinandersetzt. Die Politik und die Verwaltung sollten sich damit beispielsweise auf die Anfragen von Unternehmen vor­bereiten, die automatisierte Angebote bereitstellen möchten. Sie sollten ausloten, wie automatisierte Angebote gestaltet sein müssten, damit sie die raum- und verkehrsplanerischen Zielsetzungen unterstützen können. Dies leistet auch einen Beitrag dazu, dass die Chancen genutzt werden können, die in der Digitalisierung und Automatisierung des Verkehrs bestehen.

An der Plattform Raumentwicklung hat sich der Vorstand dafür ausgesprochen, dass die RZU-Geschäfts­stelle die Diskussion zum automatisierten Fahren und seiner Konsequenzen für die Raum- und Verkehrs­planung weiter vertiefen soll. Dabei werden einerseits die Ergebnisse des Forschungsprojektes im RZU-Mitgliederkreis weiter vorgestellt und diskutiert, unter anderem an der jährlichen Weiterbildungs­veranstaltung der RZU vom 21.09.2023. Andererseits ist geplant, das Projekt auch darüber hinaus auf Fachtagungen und in Publikationen zu präsentieren.

Nach Projektabschluss dankt die RZU den Projektpartnern, dem Forschungsbereich für Verkehrs­system­planung (move) und dem future.lab der TU Wien, der Austriatech sowie den Mitgliedern der Begleitkommission für die gute Zusammenarbeit. Dank für die finanzielle Unterstützung geht an das Bundesamt für Strassen ASTRA (im Rahmen der Forschung im Strassenwesen des UVEK), das Amt für Mobilität des Kantons Zürich (AFM) sowie an das Tiefbauamt der Stadt Zürich (TAZ). Dem AFM und dem TAZ dankt die RZU zudem für die Bereitstellung der notwendigen Daten für das RZU-Gebiet.