zurück

12. Juni 2023 | P.S. | aufgefallen

Wie Schlieren wurde, was es heute ist.
15 Jahre Langzeit­beobachtung in Schlieren

Vor wenigen Tagen ist die Publikation «Stadtwerdung im Zeitraffer» von Meret Wandeler und Ulrich Görlich erschienen. Ein aussergewöhnliches Buch in Grösse und Inhalt, das den Wandel von Schlieren von einer Stadt in der Krise in ein weitbeachtetes Modell seit den 2000er Jahren dokumentiert. Über 15 Jahre haben die beiden unter­stützt von weiteren Fotografen über 69 Standorte und 8 Zeitpunkte die Entstehung dieses neuen Schlie­rens in präzise definierten Schritten dokumentiert. Entstanden ist damit ein Meilenstein der fotografischen Auseinandersetzung mit der urbanen Schweiz und der Rolle, die Planung dabei spielt.

Das Buch schönt nicht. Es meidet aber auch den Hang zum Tendenziösen und offensiv Aufklärerischen, der «Agglo-Fotografie» hierzulande üblicherweise begleitet.

Die Fotografien des Buchs schaffen durch die Konsequenz des Vorgehens und die Nachvollziehbarkeit ihres Entstehens den Boden für einen substanzielle Auseinandersetzung mit Veränderung. «Räumlicher Wandel spielt sich», notiert Meret Wandeler in ihrem Aufsatz, «unterhalb der Wahrnehmungsgrenze ab. Er ist mit blossem Auge nicht sichtbar, sondern zeigt sich erst im Vergleich von fotografischen Aufnahmen aus unterschiedlichen Zeiten.» Was wird dabei sichtbar? An einigen Stellen Schlierens dokumentieren die Fotografien eine Land­nahme, die viele von uns heute mit Schlieren verbinden. Ein Prozess, der das, was da war, bis zur Unkenntlich­keit verändert hat. Gleichzeitig wird beim Blättern und Durchforsten der Aufnahmen ein überraschendes Neben­einander ungleicher Geschwindigkeiten und ungleicher Intensitäten der Umwälzungen deutlich, die Schlieren seit 2005 erfahren hat. So erzählen scheinbare Nichtigkeiten wie Parkplätze, Läden, Garagen viel über die drastische Veränderung, die die Stadt an vielen Stellen durchlaufen hat. Andere Bildstrecken zeigen Land­schaften und Quartierstrassen gleichsam eingefroren in der Zeit, auch wenn fünfzehn Jahre ins Land gehen. So bringt uns das Buch Veränderung als immer wieder überraschende Begegnung von Neuem, Bestehendem und Vergessenem näher.

Eine Dokumentation der fotografischen Langzeitbeobachtung ist auf der Projektwebseite zu finden.

Ein Hinweis der Geschäftsstelle RZU