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31. August 2023 | Schaufenster Regionen, Städte und Gemeinden

Wärmeverbund Herrliberg – ein Beitrag zu Netto-Null und klimaangepasstem Bauen

Die Delegierten und der Vorstand der RZU haben am Konvent 2050 vom 22. Juni 2023 ein klares Bekenntnis zum Klimaschutz abgegeben: Das Netto-Null-Ziel wird eine zentrale Zielsetzung der Strategie RZU-Gebiet 2050 sein. Ein schönes Beispiel, welches gleichzeitig einen Beitrag zum Netto-Null-Ziel und zu klimaangepasstem Bauen leistet, ist der Wärmeverbund Herrliberg. Er liefert Wärme und Kälte für öffentliche und private Liegen­schaften. Geplant, realisiert und finanziert wurde er im Auftrag der Gemeinde Herrliberg durch das Elektrizitäts­werk der Stadt Zürich. Die Energie stammt aus zwei verschiedenen Quellen: Einerseits wird mit Erdsonden Erdwärme nutzbar gemacht und im Sommer Kälte zur Verfügung gestellt. Andererseits wird mit einer Holz­feuerung Wärme erzeugt. Das Holz stammt lokal vom Pfannenstil.

Infolge der beiden Energieträger Erdwärme und Holz wird der Wärmeverbund doppelt geführt. Dies heisst, es wurden parallel ein Niedertemperatur- und ein Hochtemperaturnetz verlegt. Die Hauseigentümer:innen können wählen, an welches Netz sie ihre Liegenschaften anschliessen:

  • Das aus der Erdwärme gespeiste Niedertemperaturnetz («Anergienetz») liefert kalte Fernwärme (6 bis 25°C). Es arbeitet mit niedrigen Übertragungstemperaturen und kann sowohl Wärme als auch Kälte bereitstellen. Es versorgt primär Neubauten und neuere Liegenschaften. In den Gebäuden wird die gelieferte Wärme mittels Wärmepumpe auf das gewünschte Temperaturniveau für Raumheizung und Brauchwarmwasser angehoben. Im Sommer kann mit der kalten Fernwärme bei Bedarf gekühlt werden. Das Erdsondenfeld funktioniert dann als saisonaler Speicher für die im Sommer anfallende Wärme.
  • Das Hochtemperaturnetz aus der Holzfeuerung beliefert die anderen angeschlossenen Liegen­schaften direkt mit Heizenergie und Brauchwarmwasser (ca. 75°C). In diesen Gebäuden ist keine zusätzliche Wärmepumpe notwendig.

Im Weiteren wurde der Wärmeverbund technisch optimiert. Über eine Abgaskondensationsanlage wird den Abgasen der Holzfeuerung Wärme entzogen. Dadurch erhöht sich der Wärmeertrag der Schnitzelheizung um 25%. Abgase ohne vorherige Kondensation würden mit 160 °C in die Umgebungsluft gelangen. Dank der Kondensation wird die Temperatur auf rund 15 °C gesenkt (konventionelle Kondensationsanlagen senken die Abgastemperaturen auf ca. 60 °C). Die Gemeinde gewinnt so Wärme im Umfang von 800 MWh pro Jahr zurück. Diese Wärme kann im Erdsondenfeld eingespeichert oder über das Niedertemperaturnetz direkt von den Kund:innen genutzt werden. Ergänzend zur Wärme aus der Kondensationsanlage kann das Erdsondenfeld mit Sonnenwärme wieder beladen werden. Die entsprechende Solarthermieanlage befindet sich auf dem Schul­haus direkt neben dem Erdsondenfeld.

Der Fernwärmeverbund Herrliberg ist technisch innovativ und durch sein diverses Leistungsangebot äusserst kundenfreundlich. Die Nutzung von Wärme und Kälte aus erneuerbaren Energiequellen leistet einen Beitrag zum Netto-Null-Ziel. Die Möglichkeit, Gebäude energieeffizient und erneuerbar zu kühlen, ist ein gutes Beispiel für klimaangepasstes Bauen. Dies trägt auch zu einer klimaangepassten Innenentwicklung bei, einer weiteren zentralen Herausforderung für die Zukunft des RZU-Gebiets.

Weiterführende Informationen und Anprechpersonen zum Wärmeverbund Herrliberg sind auf der Projekt­webseite zu finden sowie auf der ewz-Internetseite «Klimagerecht bauen» und im gleichnamigen Whitepaper.

Ein Hinweis der Geschäftsstelle RZU