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10. Februar 2022 | P.S. | Aufgefallen

Mit «kühlen Strassenbelägen» den Effekt von Hitzeinseln reduzieren – Tests in Bern und Sion bringen neue Erkenntnisse

Asphaltierte Strassenbeläge tragen zur überdurchschnittlichen Hitzeentwicklung in dicht überbauten Städten und Agglomerationen bei. Der voranschreitende Klimawandel wird den «städtischen Wärmeinseleffekt» zusätz­lich vergrössern und Anpassungsmassnahmen erfordern (vgl. Publikation und Datenbank der RZU zur Klima­anpassung). Vor diesem Hintergrund wurden in jüngster Zeit neuartige Strassenbeläge entwickelt, die sich an der Sonne deutlich weniger aufheizen sollen als herkömmliche Oberflächen.

Im kürzlich abgeschlossenen Forschungsprojekt Mit kühlen Strassenbelägen den Effekt von Hitzeinseln redu­zieren wurden bestehende Lösungen untersucht und insgesamt vier Beläge für Tests ausgewählt. Die Tests wurden auf kurzen Strassenabschnitten in den Städten Bern und Sion durchgeführt. Dabei wurden die Beläge über mehrere Wochen hinweg mittels Infrarotkameras und Temperatursensoren überwacht. Die wichtigsten Erkenntnisse waren:

  • Verglichen mit herkömmlichen Belägen wurde ein Temperaturunterschied von bis zu 12 Grad zur wärmsten Tagestunde (17 Uhr) gemessen. Über den ganzen Tagesverlauf wurde eine mittlere Abweichung von knapp 8 Grad beobachtet.
  • Eine helle Asphalt-Farbe hat eine signifikant hitzemindernde Wirkung, weil mehr Sonnenstrahlung reflektiert wird und der Asphalt sich dadurch weniger stark erhitzt. Die Farbe kann auch nachträglich entweder durch Farbauftragung oder durch Auftragung von hellem Kies erreicht werden.
  • Poröse Beläge mit Hohlräumen verstärken den hitzemindernden Effekt. So trägt etwa die erweiterte Wasseraufnahme bei Niederschlag durch Verdunstung zusätzlich zur Abkühlung bei.
  • Kühle Strassenbeläge können auch auf lärmarmen Belägen angewendet werden. Dies ist gerade in dicht überbauten Gebieten wichtig.

Angesichts des kurzen Untersuchungszeitraums besteht weiterer Forschungs- und Erkenntnisbedarf. Zu unter­suchen gilt es unter anderem Fragen hinsichtlich Langlebigkeit, Sicherheit, Kosten und Energiebedarf über den ganzen Lebenszyklus sowie Umweltverträglichkeit der Farbstoffe.

Die verschiedenen Asphaltmischungen auf der Teststrecke in Bern (© BAFU, 2021)

Die versch. Asphaltmischungen auf der Teststrecke in Bern

Foto: © BAFU

Gemäss einem SRF-Beitrag vom 19.06.2021 haben verschiedene Kantone, Städte und Gemeinden Interesse am Einsatz von «kühlen Belägen» angemeldet, in Luzern und Zürich werden erste Beläge verarbeitet.

Der komplette Forschungsbericht steht hier zur Verfügung. Das Forschungsprojekt wurde im Rahmen des Pilotprogramms Anpassung an den Klimawandel des Bundesamts für Umwelt (BAFU) durchgeführt.