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22. Oktober 2025 | Strategie Plus Zürich 2050

Es lohnt sich, die Landschaft zu lesen und mit frischen Augen zu betrachten – ein kurzer Rückblick auf den Vortrag von Martin Schmitz vom 30.09.2025

Der Architektur- und Urbanismusforscher Martin Schmitz nahm die Teilnehmenden mit auf einen reich bebilderten, gedanklichen Spaziergang durch die Landschaften. Schnell wurde klar: Landschaft ist keine natürliche Gegebenheit, sondern ein konstruiertes Kopfkino.

Schmitz zeigte eingangs anhand zahlreicher Beispiele, wie Landschaften heute inszeniert und vermarktet werden. Die Bandbreite reicht von per App retuschierten Ferienfotos über touristische Slogans bis hin zu künstlich geschaffenen Erlebnisräumen. Bilder auf Nahrungsmittelverpackungen zeigen oft romantisierte, falsche Realitäten, denen gegenüber die realen Gebrauchslandschaften wie z.B. die Industrielandwirtschaft in den Niederlanden stehen. Die Ästhetik der Landschaft ist immer weniger objektives Abbild unserer Alltagslandschaften, sondern ein kulturelles Konstrukt, das sich im Laufe der Zeit wandelt und oft nur wenig Bezüge zu den faktischen Landschaften aufzeigt.

Ein zentrales Element des Vortrags bildeten die von Lucius und Annemarie Burckhardt ins Leben gerufenen Spaziergangswissenschaften, die Theorie und Praxis verbinden und die Bedeutung der Bewegung für die Wahrnehmung von Raum betonen. Landschaft ist nicht einfach gegeben, sondern entwickelt sich vor uns und geht mit uns mit – ein Gedanke, der durch performative Spaziergänge und gezielte Inszenierungen im öffentlichen Raum unterstrichen wurde.

Die Diskussion im Anschluss an den Vortrag zeigte: Landschaft ist wandelbar, gesellschaftlich geprägt und voller Projektionen. Sie lebt von Erinnerungen, Sehnsüchten und Bildern, die wir mit uns tragen. Damit wurde das Referat von Martin Schmitz nicht nur zu einer Hommage an Burckhardts Werk, sondern auch zu einer Einladung, die eigene Umgebung mit frischen Augen zu betrachten.