Das «autonome Fahren» ist aktuell ein absolutes Trendthema – es wird aber vermutlich noch längere Zeit gehen, bis selbstfahrende, «vollautomatisierte» Fahrzeuge (Automatisierungsstufe 5) den Verkehr auf unseren Strassen prägen werden. Seit längerem wird auch über die möglichen Auswirkungen von automatisierten und vernetzten Fahrzeugen diskutiert. 2019 organisierte die RZU zusammen mit dem future.lab der TU-Wien eine Plattform Raumentwicklung des RZU-Vorstands zum Thema. 2020 haben die Forscher*innen des future.lab nun ein Buch mit dem Titel «AVENUE21. Automatisierter und vernetzter Verkehr: Entwicklungen des urbanen Europa» herausgegeben.
Die Publikation beschäftigt sich mit den Wirkungen des automatisierten Fahrens auf Stadt, Verkehr und Gesellschaft in europäischen Städten. Dabei werden Strassen nicht nur als Verkehrsraum, sondern als Ort des öffentlichen Lebens betrachtet. Die Publikation ist auch methodisch spannend: Mit der «automated drivability» hat das Projektteam einen Index entwickelt, mit dessen Hilfe erstmals die Eignung von Strassenräumen für hochautomatisierte Fahrzeuge bestimmt werden kann. Damit kann abgeschätzt werden, wo automatisierte Fahrzeuge als erstes eingesetzt werden können. Die Anwendung der Methode zeigt auf, dass sich Strassen mit geringer Anzahl von Hindernissen (z.B. Autobahnen) gut für den Einsatz von automatisierten Fahrzeugen eignen. Innerstädtische Bereiche werden sich hingegen kaum für das automatisierte Fahren eignen – zumindest in einer langen Phase des Übergangs zu einem vollautomatisierten Verkehr. Dies liegt unter anderem daran, dass die heutige Technologie der automatisierten Fahrzeuge derart komplexe Situationen mit vielen Kreuzungen, Hindernissen und anderen Verkehrsteilnehmenden wie etwa Fahrradfahrer*innen noch nicht bewältigen kann. Mit dieser Einschätzung unterscheidet sich die Studie von future.lab von anderen aktuellen Studien (vgl. ASTRA Forschungspaket «Auswirkungen des automatisierten Fahrens», Teilpaket 5: Mischverkehr).
Abbildung: © Soteropoulos et al. (2020)
Die RZU wird sich weiter mit dem automatisierten Fahren und dessen Auswirkungen auf die Mobilität und den Raum beschäftigen – im Dossierthema «Mobilität in Zukunft», das sie im Auftrag ihrer Mitglieder bearbeitet.